Grundsätzlich kann als das Insektenhotel das ganze Jahr über im Freien verbleiben. Es muss auch nicht ins Haus gebracht werden, um es im Winter vor Witterungseinflüssen zu schützen. In den Wintermonaten kann man das Insektenhotel dann mit einer Schilfmatte oder einer angebrachten Sperrholzplatte gegen zu schlechtes Wetter oder Vogelfraß schützen.
Wenn man ein Insektenhotel ins Haus bringt kann sich das auch für die überwinternden Tiere nachteilig auswirken, denn die höheren Temperaturen im Inneren könnten die Nützlinge glauben machen, es sei bereits Frühling und damit Zeit, das Winterquartier zu verlassen.
Frost, zum Beispiel, ist für Bienen kein Problem. In den kalten Wintermonaten verlassen sie ihren Unterschlupf nicht und ernähren sich von den Nahrungsvorräten, die sie im Sommer angesammelt haben. Milde Winter stellen ein noch größeres Problem dar, weil sie mehr Energie verbrauchen.
Das Insektenhotel bietet auch den anderen Bewohnern einen idealen Lebensraum, um den Winter zu überleben. Einzige Voraussetzung dafür ist, dass der Standort wettergeschützt gewählt und das Hotel durch eine kompakte Bauweise gekühlt wurde.
Das Anbieten von Überwinterungsquartieren oder Verstecken als Teil eines Insektenhotels ist leider sinnlos, wie jeder Biologe gerne bestätigen wird. Dabei ist es unerheblich, ob die entsprechenden Fächer mit Kiefernzapfen, Rindenschuppen, gehacktem Holz oder anderem organischen Material gefüllt oder völlig leer sind.
Auch die klassischen Florfliegenhütten und Schmetterlingsüberwinterungsfächer fallen in diese Kategorie. Hersteller, die ihre Hausaufgaben gemacht und vernünftig recherchiert haben, verzichten in der Regel auf solche unsinnigen Angebote.
Klassische Insektenhotels können den Hohlraumbesiedlern nur unter den Solitärwespen und Wildbienen Nistmöglichkeiten bieten – nicht mehr und nicht weniger. Sinnvolle und praktische Nisthilfen beschränken sich daher auf dieses Angebot in Form von Löchern in Hartholz oder in gebranntem Ton, hohlen Pflanzenstämmen oder Pappröhren.
Insekten suchen nicht nach winzigen, von ihrer Umgebung völlig isolierten Verstecken, sondern nach großen, komplexen, strukturierten, miteinander vernetzten Lebensräumen wie Trockenmauern, Totholzhaufen, Hecken, Rindenspalten, Laubstreu usw..
Dieser Lebensraum muss die elementaren Grundbedürfnisse decken:
- Nahrung,
- Einen Sexualpartner finden und
- die Entwicklung der nächsten Generation.
Diese drei Bedürfnisse können manchmal in einem Bereich, manchmal in verschiedenen Bereichen befriedigt werden. Hier, und nur hier, werden die Insekten bleiben. Die Tiere haben in der Regel nur ein Leben von wenigen Wochen, um ihren gesamten Lebenszyklus abzuschließen.
Sich während dieser Zeit in einer Kiste mit drei Kiefernzapfen zu verstecken, steht definitiv nicht ganz oben auf der Prioritätenliste. Die Behauptung von Herstellern und Verkäufern von Insektenhotels, der strukturellen Verarmung unserer Umwelt und unserer Gärten könnte durch das Aufhängen eines Insektenhauses entgegengewirkt werden, entspricht einfach nicht der biologischen Realität.
Wäre ein Gebiet bereits so zerstört worden, dass ein winziger, mit drei Kiefernzapfen völlig isolierter Bereich als Versteck für Insekten eine Rolle spielen würde, gäbe es in diesem Gebiet keine mehr.
Hier wird reine Alibikonservierung praktiziert, ohne jeden praktischen Nutzen. Jeder Besitzer einer solchen Insekten-Nisthilfe sollte in solchen Fächern regelmäßig Inventur machen. Abgesehen von ein paar Spinnen dürfte das Ergebnis ziemlich verheerend sein. Sinnvoll konstruierte Insekten-Nisthilfen sind dagegen fast immer zu 100% belegt.